Wie trifft man gute Entscheidungen? Ratio versus Intuition …
Das Thema Intuition hatte wir schon einige Male anklingen lassen. Ich habe mir gerade den Vortrag Wie trifft man gute Entscheidungen? des Direktors des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, Prof. Gigerenzer, gehalten auf den Petersberger Gesprächen 2012, angehört, und auch er empfiehlt uns, neben der Logik auch die Intuition zu nutzen. Besonders wenn die Entscheidung auf einem komplexen, unsicheren Hintergrund erfolgen soll.
So habe ich meinen heutigen Artikel auf dem Blog der Initiative WirtschaftsDemokratie begonnen. Es ist schön zu sehen, wenn nun auch in der Wirtschaft unsere Veranlagung diskutiert wird, die den überwiegenden Teil unserer Gehirnleistung in Beschlag nimmt.
Nick hatte den Faden aufgenommen und noch einen drauf gesetzt und kam zum Schluss:
Richtiges und gutes Entscheiden ist demnach wie Improvisationstheater – man kann mit seinen Ressourcen, Potentialen und Optionen jeder Herausforderung, jedem Stichwort gelassen begegnen, diese konstruktiv verarbeiten und demnach publikumswirksam verwerten.
Umkehrschluss: je weniger ein Produkt oder eine Produktionsmethode Variablen zulassen kann, um so mehr sind sie darauf angewiesen zu manipulieren, zu erzwingen, zu dominieren – also Ausschlussverfahren zu praktizieren, die immer mit der Einschränkung von Freiheiten anderer verknüpft, ja, von dieser abhängig sind.
Dann mag es dem einzelnen Betrieb vielleicht gut gehen, den Preis dafür zahlen aber immer andere!
Ob das eine gute Entscheidung ist?…
Und ganz besonders gefallen hatte mir noch ein Kommentar von Karin Desai zu Herrn Gigerenzers Definition von Intuition:
Nachdem ich in den letzten Jahren Intuition bewusst wahrgenommen habe, weiß ich, dass diese Definition so nicht ganz stimmt:
“Was ist Intuition? Nach Gigerenzer ist das gefühltes Wissen, was sehr schnell im Bewusstsein ist, aber die Gründe dafür sind nicht bewusst: SIE SIND NICHT IN SPRACHE! Dieser Teil des Wissens ist der bei Weitem größte. Wer also nicht auf seine Intuition hört, nutzt den größten Teil seines Gehirns nicht. Intuition sei kein sechster Sinn und auch keine göttliche Eingebung. Intuition funktioniert auf viel Erfahrung, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und den Rest zu ignorieren.”
Wenn mich Dinge beschäftigen und ich dazwischen abschalte, mich mit profanen Dingen beschäftige, bei denen man seinen Gedanken freien Lauf lassen kann, weil man nicht denken muss, sind mir immer wieder bestimmte Stichworte in den Sinn gekommen, denen ich dann sofort nachgegangen bin. Und sie brachten mich jedes Mal ein großes Stück weiter, die Zusammenhänge wurden klar. Intuition hat also überhaupt nichts mit Erfahrungen zu tun. Im Gegenteil. Die Erfahrungen sind dabei hinderlich. Man ist ja nicht offen für Neues, wenn man sich nach alten Erfahrungen richtet.
Von daher weiß ich, dass man für die Intuition sehr wohl Zeit braucht bzw. diese nur kommen kann, wenn man geistig abschaltet, loslässt, entspannt, wenn man eine Zeitlang nicht mehr seinem Verstand die Oberhand lässt. Den braucht man dann, um diese Intuition zu verwerten, um sie zu verstehen, die Zusammenhänge zu erkennen.
Menschen, die geistig nicht abschalten können, die ununterbrochen ihren Verstand nach Problemlösungen befragen, kommen nicht mit ihrer Intuition in Kontakt. Da fängt dann nur der Kopf an zu rauchen.Deshalb weiß ich auch, dass es so etwas wie ein universales Bewusstsein gibt. Das Wissen um die Dinge, ist theoretisch jedem gegeben. Er muss nur Zugang dazu finden durch die Intuition. Deshalb bedarf es auch eigentlich keiner Führer, auch keiner geistlichen Führer, sondern lediglich Menschen, die einem zeigen, wie man selbst an diese Intuition kommt.
Dazu möchte ich noch eine Begebenheit ergänzen. Ich sprach diese Woche mit einer Frau, die vor zwei Jahren aufgrund von viel Stress von heute auf morgen ihren Zugang zu ihrer Intuition verlor und nur noch Ratio nutzen konnte. Sie fühlte sich völlig hilflos. Und so erkannte sie erst die Macht dieser Fähigkeit. Inzwischen sei sie zurückgekehrt. Sie sagt, dass unsere Intuition noch vor dem Gefühl unser eigentliches Selbst sei.
Ich gestehe: da habe ich noch viel in mich hineinzu“empfinden“ …
Jürgen Clausen hat auf Google+ noch folgenden Kommentar zur Intuition gegeben:
Über’s Gehirn von Jill Bolte Taylor … über ihren eigenen Hirnschlag.
Dazu ebenfalls noch Jürgen:
Darauf noch Peter Bretscher:
Ich habe noch etwas zum Selbst gefunden, das zu untersuchen sich auch noch zu lohnen scheint:
Quelle: SELBST-ERFORSCHUNG, von Bhagavan Sri Ramana Maharshi
Hallo Martin, wirklich ein interessanter Link Danke,
Ralf
Sehr guter Artikel. Danke dafür. Die Erklärung von „Karin Desai“ finde ich sehr gut verständlich und direkt nachvollziehbar. Dabei drängt sich mir gleich die Frage nach unserer Schulbildung auf, diese richtet sich ja ausschliesslich auf Erfahrung. Wir werden über Jahre mit Erfahrung von anderen Menschen zugestopft. Dasselbe passiert wenn man Arbeitslos wird und man von Kurs zu Kurs geschickt wird in dem man den neusten Hype erlernt wie die eigenen Bewerbungsunterlagen auszusehen haben. Fazit: die eigene Persönlichkeit ist weg, die Stellensuche wird erschwert und auf der anderen Seite erhält der Personalverantwortliche etliche Klon-Bewerbungen die keine Emotion, keine Persönlichkeit mehr enthalten. Kein Wunder werden Stellen falsch besetzt…
Ich bin froh ein System entdeckt zu haben, ähnlich wie mein Vorredner mit seinen 3 Welten. Meine drei Welten, oder Ebenen lauten: Vision – Leben – Bewusstsein. Daraus ist ein Angebot entstanden, dass besonders Stellensuchenden Menschen dabei hilft ein Bild für sich zu entwickeln, eben keines aus Erfahrung sondern aus der Ebene der Intution oder wie ich es nenne: Vision. Ich bin zur Überzeugung gelangt dass unser Herz dabei eine wichtige Rolle spielt. Deshalb auch immer wieder die Frage: „was ist Dein Herzenswunsch, und warum setzt Du ihn nicht um?“
Schön finde ich wenn sich Wissenschaftler trauen der Frage des Bewusstsein nachzugehen. Vielleicht mag jemand etwas über Pim van Lommel lesen: http://www.psychophysik.com/de/bewusstsein/nahtodesforschung/340-nahtodesforschung-in-the-lancet-interview-mit-pim-van-lommel
Ich finde dass Lösungen meist in Extremsituationen auftauchen. Deshalb kann ich gut nachvollziehen, dass man dem Bewusstsein anhand des Todes näher kommt. Tod als Extremsituation gegenüber dem Leben…
Lieber Yves,
schön von einem weitere Visisonscoach zu lesen.
Ja, Krisensituationen kommen bei Problemen und führen zu Dringlichkeiten, Not wenden zu müssen.
Du sprichst auch unser Bestreben, die Erwartungshaltungen an uns erfüllen zu wollen und so in eine Rollen zu schlüpfen, die überweigend nicht unsere EIGENE ist.
Das Eigene ist nochmals ein Thema, das wir beleuchten sollten. Das Visionscoaching scheint mir jedenfalls ein guter Ansatz, am Eigenen wirken zu lernen.
Herzliche Grüße
Martin
Lieber Martin
Danke für die nette Begrüssung. Es ist mein bestreben den Mensch zu sich selbst zu begleiten, manchmal ist da sehr viel Geduld gefragt. Das zweite Anliegen ist, dass es jeder aus eigener Kraft schafft. Überspitzt gesagt: vom hilfesuchenden Opfer zum mutigen Gestalter. Auf diesem Weg können einige Hürden auftauchen…
Ja das EIGENE ein riesen Thema, weil doch alles da draussen wieder mit dem EIGENEN zu tun hat.
Je mehr es einem gelingt das Aussen als Spiegel zu akzeptieren desto eher besteht die Möglichkeit sich eines Tages selbst zu erkennen.
Entscheidungen treffen, so, so. Oder so oder so.
Fragt sich, ob Intuition und Ratio als Quelle gelten oder als Produkt einer Quelle.
Man versuchte das ja und ordnete Ratio dem Gehirn und Intuition dem „Bauch“ zu. Ich blieb fragend, auch nach dem Lesen der hier gebotenen Informationen – sie überzeugten mich nur davon, dass Menschen offensichtlich nicht klar ist, wie sie funktionieren – aber sehr wohl ein Interesse daran besteht, „bessere“ Entscheidungen zu treffen.
Ratio und Intuition unterscheiden sich mir im Wesentlichen durch die Art der Information. Aus der Ratio, so glauben wir, kommen bewusste, bekannte, sichere Informationen, und aus der Intuition kommen unbewusste Informationen aus einer Art verstecktem Schatzkästlein.
Gerne wird die grundsätzliche informative Disposition des Systems Mensch vergessen: Bewusstsein, Unterbewusstsein und Unbewusstsein. Letztere Instanz, da gibt es keine klaren Aussagen, steuert den Menschen jedenfalls im Wesentlichen. Wie man bei der Sachlage überhaupt eine Ratio postulieren kann, na ja. Zumal der Mensch nicht rational handelt, jedenfalls nicht im Sinne einer Vernunft, die den Begriff wert ist.
Gerne wird auch vergessen, dass Menschen durch eine informativ re-aktiven Ebene tätig werden: Die Instinkte. Und ich bezweifel, dass Menschen ihre Handlungen so genau analysieren können, dass sie sagen können, das war instinktiv, das war intuitiv und das rational.
Darum, und nicht nur deswegen, liegt es für mich nahe, keine Unter-Scheidung zu treffen in Dies oder Das und, so wie hier thematisch Ratio und Intuition gegenüber zu stellen, sondern ein Ver-Ursachungs-System zu beschreiben, in dem mehrere Ebenen beteiligt sind beim Treffen von Entscheidungen.
Ich konnte nur am Verstehen des Menschen arbeiten mit der Annahme, es gäbe ein Zentrum, in dem Entscheidungen getroffen bzw. Verhalten bestimmt wird. Dafür wählte ich den Begriff Psyche. Weil er deutlich macht, dass Mensch nicht einfachst-einfältig über seinen „Kopf“ funktioniert, sondern vielfältige informative Faktoren an seiner Existenzgestaltung mitwirken.
Verhalten kann sich natürlich, auch entsprechend den Standpunkten eines Betrachters, sowohl einfältig als auch einfach gestalten. Für meine Lebensgestaltung gelten Prämissen. Sie entwickelten sich aus Erfahrungen. Bedeutet, grundsätzliche Entscheidungen SIND getroffen. Das machte mein Leben sehr einfach, allerdings auch sehr kreativ – was ehrlich gesagt nicht unproblematisch ist.
Gruß
Wolfgang